FC Liverpool:Klopps Streit am Spielfeldrand

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Jürgen Klopp (links) diskutiert mit Mohamed Salah, Liverpool spielte nur 2:2 gegen West Ham. (Foto: Paul Terry/dpa)

Das war's dann wohl mit dem Meistertitel zum Abschied von Jürgen Klopp: Liverpools Negativserie setzt sich beim 2:2 gegen West Ham fort - und der Trainer zofft sich auf offener Bühne mit Top-Stürmer Mo Salah.

Von Sven Haist, London

Obwohl sich Jürgen Klopp und sein Spieler Mohamed Salah wohl am liebsten aus dem Weg gegangen wären, liefen sie unbeabsichtigt aufeinander zu. Der Trainer des FC Liverpool schritt nach dem Premier-League-Auswärtsspiel bei West Ham United sofort aufs Feld, Salah wiederum suchte zügig den Ausgang. Doch ehe es zum Zusammenstoß kommen konnte, veränderten beide leicht ihre Laufrichtung - sodass sie sich mit Sicherheitsabstand passierten. Wer weiß, was sonst noch passiert wäre nach ihrem vorausgegangenen Zoff?

Der war auch so schon prägend für das aus Liverpooler Sicht ernüchternde 2:2, mit dem Klopp seine letzte Meistertitel-Hoffnung vor dem Abschied im Sommer wohl aufgeben muss. Begonnen hatte in diesem Spiel alles in der 79. Minute, als Klopp unmittelbar vor einer Dreifach-Einwechslung seine Spieler wie immer am Seitenrand abklatschen wollte. Allerdings ignorierte Salah dieses Angebot und hielt ihm lediglich widerwillig im zweiten Anlauf die Hand hin. Die Ignoranz ärgerte den Trainer, der daraufhin seinen Stürmer verbal stellte. Nach einer kurzen Unterredung drehte Klopp ab und umarmte die anderen bereitstehenden Spieler, Darwin Nunez und Joe Gomez.

Das Spiel lief mit einer Großchance für West Ham weiter, als Klopp plötzlich erneut auf Salah zuging und ihn diesmal mit einer schärferen Wortwahl zurechtwies. Die Schelte ließ sich Salah nicht gefallen, er setzte dem Trainer aufgebracht nach. Nur mit Mühe konnten Nunez und Gomez ihren Teamkollegen zurückhalten. In diesem Augenblick kassierte Liverpool den 2:2-Ausgleich, was Salah zusätzlich in Rage brachte: Er wandte sich ab, lief auf die andere Seite und wurde dort immerhin von West-Ham-Trainer David Moyes besänftigt.

Trotz einer ansprechenden Leistung konnte auch Salah in den verbleibenden Minuten nichts mehr am Ergebnis ändern. Seit vier Ligaspielen wartet der Angreifer nun auf eine Torbeteiligung, und an Salahs Form- und Stimmungskurve lässt sich auch die Bilanz von Liverpool ablesen, das mit nur zwei Siegen in sechs Pflichtspielen die eigenen Erwartungen und die der Fans gerade arg enttäuscht. Innerhalb weniger Wochen ist der Klub in der Premier League vom ersten auf den dritten Platz zurückgefallen.

Nach dem Spiel versucht Klopp, die Wogen zu glätten

Die Misere hatte Mitte März angefangen, als Klopp Salah beim FA-Cup-Aus gegen Manchester United in der Schlussphase auswechselte. Der Ägypter war gerade erst nach hartnäckigen Muskelproblemen zurückgekehrt, aber drei Tage zuvor im unbedeutenden Europa-League-Match gegen Sparta Prag über die volle Distanz auf dem Platz gestanden. Während dieses Spiels sagte Klopp zu Salah, er solle "nicht mehr verteidigen", um sich zu schonen - Liverpools Wechselkontingent war bereits ausgeschöpft.

Die zweite unglückliche Personalentscheidung ereignete sich, als Klopp vor dem Hinspiel im Europa-League-Viertelfinale gegen Bergamo auf sechs Positionen rotierte, auch Salah war betroffen. Das Spiel geriet zum 0:3-Debakel, von dem sich Liverpool und Salah bisher nicht erholt haben. Nach der jüngsten Pleite beim FC Everton setzte Klopp Salah nun auf die Bank, was dieser am Samstag mit durchgehend schlechter Laune quittierte. Nach dem 2:2 versuchte Klopp, die Wogen zu glätten. Er betonte, er habe mit Salah in der Kabine gesprochen. Damit sei die Sache erledigt. Doch in der Interviewzone sagte Salah: "Wenn ich spreche, wird es brennen!"

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